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Röhrenverstärker im Eigenbau

 

                

Stereo-Anzeigeröhre EM83 und  Fächer-Anzeigeröhre EM80 in Betrieb

 

Auf diesen Seiten geht es um DIY-Projekte (Do It Yourself) im Bereich Röhren-Vor-, -Kopfhörer- und -Endverstärker. Ich stelle hier meine Selbstbauprojekte auf dem Gebiet des Verstärkerbaus vor, dabei hauptsächlich Röhrenverstärker. Nehmt Euch ein wenig Zeit und lest die nächsten Abschnitte Röhrenkiste "0", 1, 2 usw. durch. Wenn Ihr dann Interesse an diesem kreativen Hobby gefunden haben, seid Ihr genau richtig auf meiner Website.

Auf den nächsten Unterseiten beschreibe ich sehr detailliert meine Eigenbau-Verstärker. Sie sind durch ihren Funktionsumfang und teilweise komplizierten Aufbau nicht immer als Einstiegs-Nachbauprojekte geeignet. Ich werde aber in nächster Zeit basierend auf den beschriebenen Röhrenkiste-Projekten DIY-Projekte vorstellen, die jeder einigermaßen versierte Technik- und Elektronik-Bastler realisieren kann. Dabei wird es sich  um Röhren-Kopfhörerverstärker (siehe Röhrenkiste 2) und Röhren-Stereoverstärker (siehe Röhrenkiste 3) handeln. Und es wird sich dabei immer um hochwertige HiFi- und High-End-Verstärker handeln, die sich meistens weitaus preiswerter aufbauen lassen als entsprechende Fertigerzeugnisse aus dem Elektronik- oder Multimedia-Shop. Wobei man natürlich die eigenen Arbeitsstunden nicht sehen darf; es ist halt Hobby-Tätigkeit. Aber Ihr könnt es mir glauben, wenn dann der fertige Röhrenverstärker vor Euch steht, sehr gut aussieht und exzellent klingt, dann vergeßt Ihr sehr schnell die vielen Stunden, die Ihr dafür gebraucht habt.

Hinweis:

Wer sich die teilweise sehr ausführlichen Beschreibungen nicht am Bildschirm durchlesen möchte, kann diese natürlich herunter laden und ausdrucken  -> Downloads.

 

Die Ur-Röhrenkiste

Alles begann mit den Bastelkisten meines Opas. Immer wenn ich dort mit meinen Eltern zu Besuch war, wollte ich in diesen Kisten und Kartons wühlen. Natürlich war auch eine Kiste mit Elektronenröhren dabei - sozusagen die "Ur-Röhrenkiste". Mein Opa besaß einen großen Superhet-Röhrenempfänger, den er stolz vorführte. Die Marke weiß ich nicht mehr; es muß aber ein Gerät aus der Nachkriegsfertigung der DDR gewesen sein. Auf alle Fälle ging es für damalige Verhältnisse sehr laut und hatte im wahrsten Sinne des Wortes einen „Super“-Klang (mit drei großen eingebauten Lautsprechern, mit gehörrichtiger Lautstärkeregelung, mit Klangwahltasten usw.usw.).

Mein Opa, Ende des 19. Jahrhunderts geboren, hat eigentlich die ganze technische Revolution miterlebt: den ersten Detektor-Empfänger, das erste richtige Radio, den ersten Fernseher usw.

Sein Interesse und sein Wissen hat er an meinen Vater weitergegeben und dieser natürlich an mich. So war ich damals dabei als mein Vater einen Konverter für das Zweite Deutsche Fernsehen gebaut hat, natürlich mit einer Elektronenröhre, die man in der DDR nur durch Beziehungen und als Stammkunde in einem Rundfunk- und Fernsehgeschäft bekam.

Später bastelte ich dann an einem Röhrenradio herum, um die Leistung und den Klang zu verbessern. Dann als Student etwa im Jahr 1970 realisierte ich mein erstes elektronisches „Projekt“, wie wir heute zu sagen pflegen. Und zwar eine Bassreflex-Aktivbox mit 4 Watt-Röhrenverstärker, eben meine „Röhrenkiste“ - oder in Bezug auf meine Röhren-Bastler-Laufbahn die Röhrenkiste 0". Als Grundlage verwendete ich Schaltungen aus dem „Großen Radiobastelbuch“ von Karl-Heinz Schubert - auch heute noch ein Begriff.

Schon ein Jahr später was das alles nichts mehr. Einige meiner Mitstudenten bastelten schon mit Germanium-Transistoren, also wollte ich das auch. Man musste ja mit dem Fortschritt gehen. Von nun an wurde mit Halbleiter-Bauelementen gebastelt. Allerdings hat der dann gebaute Transistor-Stereoverstärker nie zu meiner Zufriedenheit funktioniert, so daß ich mir irgendwann ein Stereo-Radio mit großen Lautsprechern kaufte („REMA Adagio“ oder so).

Später dann ein „Carat“ mit Goldmedaille auf der Leipziger Messe, das beste Stereogerät, das ich je besaß: mit einer vollen Basswiedergabe, von der andere Geräte, die ich dann nach der „Wende“ nutzte, nur träumen konnten. Man hatte nämlich beim Carat nicht am Netztrafo und am Netzteil gespart; das wog schon etliche Kilo.

Was lehrt uns das für heute und besonders für die „moderne“ Röhrentechnik? Der Netztrafo/das Netzteil und die Ausgangsübertrager sollten leistungsmäßig großzügig dimensioniert werden, um einen vollen dynamischen Klang und eine gute Basswiedergabe zu erzielen.

Ja, und damit sind wir dann wieder bei der Röhren-Bastelei. Seit 20 Jahren verfolge ich ständig die Renaissance der Röhrentechnik, aber nur als interessierter Leser. Denn ich hatte keine tausende DM übrig, um mir einen so genannten „High-End-Röhrenverstärker“ zu kaufen. Interessant wurde die ganze Geschichte erst wieder als der ELV-Elektronikversand einen Bausatz für einen Röhrenverstärker heraus brachte - den RV-100. Endlich eine Röhrenkiste, die sich „Otto-Normalverbraucher“ leisten konnte. Als ich mich dann dafür entschieden hatte, gab es den Bausatz nicht mehr, sondern nur noch Fertiggeräte. Ich wollte aber selbst basteln. Also kaufte ich bei ELV den Ringkern-Netztrafo und bei Welter-Audio-Electronic die Ausgangsübertrager (nicht die abgespeckten, die im RV-100 eingebaut werden, obwohl auch von Welter geliefert) und die Hochvolt-Elkos für das Netzteil.

Ich kaufte dann weitere Bauelemente, entdeckte wieder neue Schaltungen, besorgte wieder Bauteile, überarbeitete meine Konzepte und Schaltpläne usw. usw.

Bis ich Mitte 2008 von einem Bekannten einige alte Röhren und einen Netztrafo erhielt. Für mein eigentliches Stereo-Verstärker-Projekt konnte ich das nicht verwenden, aber für die "Röhrenkiste 1“.

 

 

Röhrenkiste 1 - OTL 6AS7G

 

 

Im Internet fand ich dann die Schaltung für einen OTL-Röhren-Kopfhörerverstärker mit der Doppeltriode 6AS7G. OTL bedeutet Output Transformer Less - also ohne Ausgangs-Übertrager. Die 6AS7G (oder aus der russischen Fertigung die 6H13C) hat mir sofort gefallen, obwohl man eine solche große und leistungsstarke Röhre für einen Kopfhörerverstärker nicht unbedingt braucht. Aber ein Röhrenverstärker soll nicht nur gut klingen sondern auch gut aussehen. Dieses Röhrenprojekt (die Schaltung fand ich bei www.tubeland.de mit 1 x 6AS7G und 2 x ECC82/ECC83) sollte ein Lern- und Testobjekt sein, was es dann auch war. Denn dieses Gerät, obwohl meiner Meinung nach ordentlich und stabil aufgebaut, war wirklich kein Hörgenuß. Es brummte, rauschte und kraspelte nur so im Kopfhörer. Also nur Frust und Enttäuschung. Nur gut, daß es noch nicht der große Stereo-Röhrenverstärker war. Da ich den Fehler nicht gleich fand, legte ich eine Weile Pause ein, um etwas Abstand zu gewinnen.

Später fand ich dann mehrere Fehler, allerdings von mir verschuldet (z.B. fehlende Masseverbindung an den Eingangsbuchsen, Netztrafo übertrug Brummen auf die dicht daneben angeordnete Eingangsröhre, Verwendung von Entstörkondensatoren MKT-X2 als Koppel-Kondensatoren, ungünstiger Chassis-Aufbau usw.). Einige Fehler entdeckte ich erst beim frustrierten auseinander Löten des Gerätes. Wieder einige Wochen Pause.

Nach vielen Internet-Recherchen entschied ich mich für einen OTL-Kopfhörerverstärker, der aus nur zwei Doppeltrioden besteht, einmal der rauscharmen Spanngitterröhre ECC88 und zum anderen wieder der optisch ansprechenden 6AS7G. Beide laufen bereits mit einer Anodenspannung von 90V optimal ( in dem realisierten Verstärker noch mit weitaus weniger: Betriebsspannung 70...75V, Anodenspannung der Vorverstärkerröhre dann noch darunter).

Und da ähnliche Schaltungen schon mehrfach nachgebaut worden sind, ging ich sehr optimistisch an das neue Projekt "Röhrenkiste 2" heran. Und ich wurde für meine wochenlangen Bemühungen auch belohnt: Es entstand ein Kopfhörerverstärker, der „Klasse“ aussieht und „Spitze“ klingt (siehe Bild unten!).

 

 

  

 

 

Die Röhrenkiste - Bernd Fischer  | info@berndfischer.net

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